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Anfänge seiner mönchischen Laufbahn (um das Jahr 271)

Wieder besuchte er die Kirche und hörte im Evangelium den Herrn sprechen: „Darum sorgt nicht für morgen, [denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“ (Mt 6,34)]; da brachte er es nicht über sich, länger zu warten, sondern er ging hinaus und gab auch den Rest den Bedürftigen. Die Schwester vertraute er bekannten, zuverlässigen Jungfrauen an und brachte sie in einem Jungfrauenhaus zur Erziehung unter; er selbst widmete sich von nun an vor seinem Hause der Askese, hatte acht auf sich und hielt sich strenge [„Fahre fort mit Vorlesen, mit Ermahnen, mit Lehren, bis ich komme. Lass nicht außer acht die Gabe in dir, die dir gegeben ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältesten. Dies lass deine Sorge sein, damit gehe um, damit dein Fortschreiten allen offenbar werde. Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken! Denn wenn du das tust, wirst du dich selbst retten und die, die dich hören.“(1.Tim 4,13-16)].

Denn es gab damals in Ägypten noch nicht so zahlreiche Klöster, und von der großen Wüste wusste der Mönch überhaupt nichts; jeder, der an seiner Vervollkommnung arbeiten wollte, übte sich darin nicht weit von seinem Heimatsorte, und zwar allein. Nun lebte damals in dem nahen Bezirke ein alter Mann, der von Jugend auf ein Einsiedlerleben führte. Diesen sah Antonius und eiferte ihm im Guten nach [„Umworben zu werden ist gut, wenn es im Guten geschieht“(Gal 4,18)]; damals fing er auch zuerst an, sich in der Umgebung des Dorfes aufzuhalten. Von hier wanderte er, wenn er von einem trefflichen Manne hörte, zu diesem, suchte ihn auf wie eine kluge Biene, kehrte nicht eher an seinen Wohnsitz zurück, bis er ihn gesehen hatte und ging erst heim, nachdem er von ihm gleichsam eine Wegzehrung erhalten für seinen eigenen Pfad zur Tugend.

Die Anfänge verlebte er hier und festigte seine Gesinnung, um nicht zu seinem elterlichen Besitz zurückzukehren noch sich seiner Verwandten zu erinnern. Seine ganze Sehnsucht aber und seinen ganzen Eifer richtete er auf die Anspannung in der Askese. Dabei beschäftigte er sich mit Handarbeit, da er gehört hatte: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“(2.Thess 3,10); einen Teil des Lohnes verbrauchte er für Brot, den anderen verwandte er für die Armen. Er betete beständig, da er gelernt hatte, dass man für sich allein unaufhörlich beten müsse [„betet ohne Unterlass“(1.Thess 5,17)]. Bei der Vorlesung der Schrift war er so aufmerksam, dass ihm kein Wort entfiel; vielmehr behielt er alles bei sich [„Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld“(Luk 8,15)], und sein Gedächtnis ersetzte ihm so die Bücher.