Er wurde von ihm weggetragen und war so wieder allein innen, nachdem die Türe wie vorher verschlossen worden war. Stehen konnte er wegen der Schläge nicht, also betete er im Liegen; nach dem Gebete aber rief er laut: „Hier bin ich wieder, Antonius; ich fürchte eure Schläge nicht; wenn ihr mich auch noch ärger quält, „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi ?“ (Röm 8,35). Dann stimmte er den Psalm an: „Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht“(Ps 27,3). So dachte und sprach der Asket; der höllische Feind aber, voll Hass gegen das Gute, wunderte sich, dass Antonius es nach den Schlägen gewagt hatte, wiederzukommen; er rief seine Hunde zusammen und rief berstend vor Zorn: „Seht ihr, dass wir ihn weder durch den Geist der Unzucht noch durch Schläge zum Schweigen gebracht haben! Im Gegenteil, er ist sogar noch frech gegen uns. Wohlan, wir wollen ihm anders beikommen!“
Denn leicht ist es für den Teufel, alle möglichen Gestalten zur Sünde anzunehmen. Da machten sie nachts einen solchen Lärm, dass der ganze Ort zu erbeben schien. Es war, als ob die Dämonen die vier Mauern des kleinen Baues durchbrechen und eindringen wollten; dazu verwandelten sie sich in die Gestalten von wilden Tieren und Schlangen; und gar bald erfüllte sich der Platz mit Erscheinungen von Löwen, Bären, Leoparden, Stieren und Nattern, Aspisschlangen, Skorpionen und Wölfen. Jedes von diesen Untieren bewegte sich nach seiner besonderen Art: Der Löwe brüllte, als wollte er anspringen, der Stier schien mit den Hörnern zu stoßen, die Schlange ringelte sich, aber sie kam nicht, der Wolf stürmte los, blieb aber wie festgebannt; der Lärm aller dieser Erscheinungen zugleich war wirklich schrecklich und ihre Wut grimmig.
Antonius, von ihnen zerpeitscht und zerstochen, fühlte zwar heftigen körperlichen Schmerz, aber ohne Zittern und wachsam in seiner Seele lag er da; er seufzte infolge seiner leiblichen Pein, aber klaren Geistes und voll Hohn rief er: „Wenn ihr Macht hättet, genügte es, wenn auch nur einer von euch käme. Aber da der Herr euch die Kraft genommen hat, versucht ihr durch eure Menge vielleicht Furcht einzuflössen. Ein Zeichen eurer Schwäche ist es, dass ihr die Gestalt von wilden Tieren nachahmt“ Und voll Mut sagte er weiter: „Wenn ihr es vermögt und Gewalt empfangen habt gegen mich, dann zaudert nicht, sondern kommt heran! Wenn ihr aber nicht könnt, warum verwirrt ihr euch selbst umsonst? Denn ein Siegel ist für uns und eine sichere Mauer der Glaube an unseren Herrn. Sie aber versuchten alles Mögliche und knirschten mit den Zähnen gegen ihn, weil sie sich selbst verspotteten und nicht den Antonius.